Peter Griebl

Wie für viele Menschen änderte der Reaktor-GAU in Tschernobyl auch das Leben von Peter Griebl. Doch der gelernte Kaufmann (Jg. 1946), der bereits mit 19 Jahren den elterlichen Betrieb - eine Weinimportfirma mit Weinkellerei - übernahm, wollte nicht nur reden, sondern etwas tun.
Anfang der 90er Jahre wurden Energiewende-Befürworter noch vielfach als Spinner abgetan – und ein Erneuerbare Energien Gesetz mit attraktiver Einspeisevergütung schien in weiter Ferne. Entsprechend groß war der Widerstand gegen sein erstes Projekt: Die Windkraftnutzung im Schwarzwald.
Auf der Suche nach einem windhöffigen Standort hatte Peter Griebl die Hornisgrinde ausgemacht, den höchsten Berg im Nordschwarzwald.
Die Bedenken seitens der Bevölkerung waren groß. Vor allem wurden negative Auswirkungen auf das nah angrenzende Naturschutzgebiet befürchtet. Bedenken, die schließlich nur durch ein Gutachten des Umweltministeriums und der risikoreichen Zusage Peter Griebls entkräftet werden konnten, dass er die Windkraftanlagen wieder abbauen würde, sollte das Gutachten tatsächlich negative Auswirkungen nachweisen. So baute er 1994 gemeinsam mit seinen beiden Söhnen drei Windkraftanlagen, mit einer aus damaliger Sicht beachtlichen Leistung von insgesamt 352 kW.

Die Anlagen sind auch heute noch, 19 Jahre später, in Betrieb und von der Rheinebene in der Höhe von Achern zu sehen - neben dem direkt daneben liegenden überragenden Fernsehturm.

Doch Peter Griebls Engagement beschränkte sich nicht auf die Windinvestition. In den Folgejahren führte er ehrenamtlich zahlreiche Schulklassen, Politiker, Parteien, Betriebe und sonstige Besuchergruppen zur Hornisgrinde, um über die Vorteile der Windenergie zu informieren. Auch gründete er den Verein „Regenerative Energien Mittelbaden e.V.“ dessen Ziel es war, die Menschen von den Möglichkeiten erneuerbarer Energien zu überzeugen. Bis 2005 führte Peter Griebl dort den Vereinsvorsitz.

Eine weitere Wende in das engagierte Leben von Peter Griebl kam 1995. Durch einen persönlichen Kontakt erfuhr er von der Not in den Krankenhäusern im Raum Kiew, in denen Tschernobyl-Strahlenopfer behandelt wurden. Dort herrschte große Not, es fehlte an Medikamenten, medizinischen Geräten, selbst Waschmaschinen, OP-Lampen, EKG-Geräte und Lebensmittel zur Versorgung der Patienten waren Mangelware.
Kurzerhand organisierte Griebl eine Spendenaktion und bat seine Lieferanten, Kunden und Freunde sowie die Mitglieder des Vereins, sich zu beteiligen. Er organisierte Messen und Vorträge. 100.000 DM kamen auf diese Weise zusammen, um direkt vor Ort Hilfsmittel zu erwerben. Das erfolgreiche Hilfsprogramm lief über zehn Jahre. Peter Griebl wurde vom ukrainischen Staat und der Stadt Kiew mehrfach geehrt. Unter anderem erhielt er das „Tschernobylkreuz“, die höchste Auszeichnung in der Ukraine.

Auch in den Folgejahren engagierte er sich für humanitäre Hilfsprojekte – immer direkt und unkompliziert: Indios in Südamerika, deren Lebenssituation sich durch die Klimaerwärmung stark verändert, Geschädigte des Elbhochwassers sowie Tsunami-Opfer auf der vor Sumatra liegenden Insel Nias.
In all den Jahren wurde er tatkräftig durch seine Ehefrau Estella unterstützt.

Sein Engagement für Erneuerbare Energien setzt sich auch im privaten Bereich fort. Schon 1996 installierte Griebl eine Solarstromanlage und eine Thermische Solaranlage auf seinem eigenen Haus, sowie eine Solarstromanlage auf dem Dach der Sporthalle Achern-Gamshurst. Zahlreiche weitere Anlagen und Beteiligungen folgten. In seinem inzwischen neuen Wohnhaus sorgen thermische und photovoltaische Solaranlagen gemeinsam mit einer Pelletsheizung für eine komplette erneuerbare Energieversorgung. Auch das Regenwasser wird hier genutzt.

Jetzt plant der Vorkämpfer der Energiewende, gemeinsam mit seinen Söhnen Oliver und Matthias, das „Repowering“ seines Windkraftparks. Schon bald könnte er dort eine 2,3 MW-Anlage in Betrieb nehmen. Im zweiten Schritt will er zwei weitere Windkraftanlagen mit jeweils 7,5 MW für die Gemeinden und Bürger der Region initiieren – und damit die auf der Hornisgrinde erzeugte Windenergiemenge auf einen Schlag um das Fünfzigfache erhöhen: CO2-freier Strom für mehr als 45.000 Menschen.

Doch all die positiven Erfahrungen mit der Windkraftnutzung am Standort, die ihm auch die Unterstützung der Gemeinde einbrachte, scheinen nichts zu nutzen. Das Genehmigungsverfahren ist zäh und wie vor 20 Jahren werden erneut Gefahren für den Naturschutz als Hinderungsgrund ins Feld geführt. Dabei gibt es erwiesenermaßen keine Nachteile. „In all den Jahren wurde bei unseren Windkraftanlagen weder ein toter Vogel noch eine tote Fledermaus gefunden“, so Griebl. Auch Funkbetreiber und Bundeswehr haben Bedenken und wollen keine Veränderung. Erschwerend kommt dazu, dass für die Baugenehmigung umfangreiche kosten- und zeitaufwändige Gutachten erforderlich werden.
Der Weg in eine 100 Prozent Erneuerbare Energiegesellschaft scheint auch im erklärten Zeitalter der Energiewende noch immer steinig.

Kontakt
Peter Griebl
Bergweide 24
77887 Sasbachwalden
Tel.: 0174-3433511
E-Mail

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